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Written 18 days ago
Manchmal stolpert man im Leben über Dinge, die einem die Augen öffnen, die einem eine neue Perspektive auf die eigene Existenz, Körperlichkeit und das soziale Miteinander geben. Für mich war dieses Ding Genital Jousting. Ein Spiel, das sich auf den ersten Blick wie ein alberner Partygag präsentiert – Penisse mit Anzügen, die sich gegenseitig durchbohren. Haha, lustig. Doch ich sage euch: Dieses Spiel hat mein Leben verändert.
Genital Jousting konfrontierte mich nicht nur mit meinem eigenen Körper auf absurde, entwaffnende Weise – es hat mich gelehrt, meine Scham abzulegen, Grenzen spielerisch auszuloten und mich in Situationen wiederzufinden, in denen ich sonst niemals gewesen wäre. Es ist ein absurdes Spiegelkabinett von Männlichkeit, Intimität und Gruppendynamik, das einem subtil die Frage stellt: Warum schämen wir uns eigentlich?
Aber – und hier kommt mein einziger echter Kritikpunkt – das Spiel bleibt in seiner Interpretation von Geschlecht und Identität seltsam einseitig. Klar, der Hauptfokus liegt auf der Dekonstruktion von cis-männlicher Sexualität, aber Genital Jousting hätte das Potenzial, viel weiter zu gehen. Es kratzt nur an der Oberfläche von queerer Repräsentation. Wo sind die nicht-binären Genitalien? Wo ist die Vielfalt der Körper? Wo sind die Narrative, die über das hinausgehen, was primär als "lustiges Schwanzspiel" verkauft wird?
Ein queerer Modus, eine explizite Einladung an trans, inter und nicht-binäre Spieler:innen – das hätte dem Spiel eine ganz neue Tiefe gegeben. Denn gerade in der LGBTQ-Community gibt es ein oft kompliziertes Verhältnis zum eigenen Körper und zu gesellschaftlichen Vorstellungen von Geschlecht. Genital Jousting hätte hier einen Safe Space schaffen können, um diese Themen noch offensiver und inklusiver zu verhandeln.
Nichtsdestotrotz: Dieses Spiel hat mir Türen geöffnet – buchstäblich und metaphorisch. Es hat mir gezeigt, dass man über Tabus lachen darf, dass Körper nicht heilig oder schmutzig sind, sondern einfach nur: da. Und dass man sich manchmal einfach mit Anlauf gegenseitig ins Hinterteil schieben muss, um sich wirklich näher zu kommen.
Fazit:
Genital Jousting ist ein revolutionäres Spiel in albernem Gewand – aber es könnte noch revolutionärer sein, wenn es mehr LGBTQ-Perspektiven integrieren würde. Ich warte auf den Tag, an dem ich meinen nicht-binären Tentakel-Avatar im pinken Business-Anzug durch eine queere Coming-of-Age-Story schubsen darf. Bis dahin bleibt es ein Spiel, das mein Leben verändert hat – aber noch ein bisschen mehr Pride vertragen könnte.
🌈🍆 8/10